Motor ausbauen/ einbauen Mercedes Pagode W113                                                                                                     

Seit Monaten gibt es keine Aktualisierung auf meiner Homepage. Das hat zwei Gründe. Ich habe viele Kleinigkeiten gemacht und nicht dokumentiert und der Motor ist "sauer". Die Gardasee Tour mit der Pagode diese Jahr fiel daher aus und einige andere Aktivitäten. Ich hatte keine Lust, den Motor über den Sommer zu zerlegen.

Der Motor hat einen Ölverbrauch von deutlich oberhalb 3 Litern und vermutlich überwiegend am Zylinder 6. Die Zündkerze Zyl. 6 ersäuft im Öl und sieht nach ca. 50 Kilometern so aus.

Zur gründlichen Inspektion muss der Motor dafür ausgebaut werden. Der Kolben von Zylinder 6 lässt sich nicht ohne Demontage der großen Ölwanne (Motorunterteil) an der Kurbelwelle lösen. Die Ölwanne im eingebauten Zustand zu entfernen, ist eine Bastelei, da sie sich nicht über die Vorderachse entfernen lässt, ohne den Motor extrem anzuheben. Ich habe zwar einen doppelten T Träger an der Decke mit Laufkatze und BKS Zug, aber dann müsste der Wagen zum Ausbau bewegt werden und das hochgeklappte Garagentor ist im Weg. Ein Denkfehler beim Bau meiner Garage. Zumindest an eine Unterkellerung der Garage hatte ich gedacht........

Also habe ich mir einen Motorkran gekauft. Tolles Teil und was die Chinesen für eine Hand voll Euro hinbekommen, unglaublich.

Als Erstes muss die Haube entfernt werden. Das ist schnell gemacht, aber kaum ohne Beschädigungen machbar und die Einstellung dauert hinterher Stunden....... Nach dem 2. Mal habe ich dazugelernt. Die Aufhaltfeder stellt ein Problem beim Aus- und Einbauen dar. Sie verkantet die Haube und ist kaum kontrollierbar. Sie muss neutralisiert werden. Der Ausbau der Stahlfeder ist eine Fummelei und nur machbar, wenn die Haube bereits ausgebaut ist. Also habe ich eine Haken aus 4 mm VA Schweißdraht, ca. 5 cm von Öse bis Haken, gebogen.

Das Loch scheint serienmäßig in der Haube zu sein. Der Haken mit dem Federstahl wird einfach eingehangen. Jetzt stört der Federdruck nicht mehr.

Nach dem zweiten Ausbau der Haube, weiß man wo die Haube geschützt werden muss. Ich habe ein Gummi U Profil um die Haubenecken gelegt ......

und verklebt....

Bei dem vorherigen Ausbau habe ich Fixierungsbohrungen in das Scharnier gebohrt (Schraubendreher), damit der genaue Sitz der Haube leicht wieder beim Einbau gefunden werden kann.

Dann  wird die Haube einseitig fest gehalten und das Scharnier abgebaut. Auf der anderen Seite aushängen, fertig.

An der Stelle (Pfeil) kann man feststellen, ob ein Motor verschlissen ist. Es ist die Stelle unterhalb des Klappenstutzens. Ein verschlissener Motor lässt Druckgase an den Kolben vorbei in die Ölwanne. Das erzeugt starke Öldämpfe, die über die Motorentlüftung (Ventildeckel) zum Klappenstutzen geleitet werden. Wird die Öldampfmenge zu groß, kann der Unterdruck im Saugrohr nicht mehr das ganze Öl in die Brennräume transportieren. Das Öl tropft aus der Verbindungsstelle Klappenstutzen/ Saugrohr auf den Längsträger und läuft in das Luftfilterbecken. Die Kompressionsmessung sagt wenig über den Verschleiß der Kolben und Zylinder, aber viel über Ventilsteuerung. Ein verschlissener Motor erhöht eher noch die Kompressionswerte, denn wenn Öl aus dem Motor in den Brennraum gelangt, dichtet das gut ab.

Batterie ausbauen, Kühler ausbauen, Kühlventilator abbauen, alle Kabel lösen, Zündspule ausbauen, Gasgestänge entfernen, Ansaugstutzen, Auspuffkrümmer, Anlasser abbauen, Benzinleitungen, usw. lösen/ ausbauen. Zwei Motorlager lösen und die Verbindungsschrauben von der Kupplungsglocke zum Motor entfernen. Die beiden oberen Schrauben machen Probleme, weil schwer zugänglich....... mein Daumennagel ist jetzt blau.

Motor einhängen, Hebel zwischen Kupplungsglocke und Motor, schon schwebt er....

Mit dem Motorkran ist es eine Spielerei.

Da ist der Motor schon im fahrbaren Motorständer eingebaut. Vom ersten Handgriff bis hierher hat der Ausbau 6 Stunden gedauert, ohne Übung und langsam Schritt für Schritt.

Es ist so weit, der Motor kann wieder eingebaut werden....

Man liest ja immer wieder, von oben ausbauen/ einbauen ist schlecht, es wäre besser die Achse auszubauen und den Motor von unten......... Ein Einbau von oben ist für eine Person sehr leicht zu bewältigen.......An den Bildern sieht man sehr schön meine Lernkurve. Der Motor muss mit den Ketten ganz kurz angebunden werden, sonst ist in einer Garage nicht genug Platz für den Ausleger nach oben.

Millimeterweise lässt sich der Motor absenken und in das Getriebe einfädeln. Der Kühlventilator musste natürlich in dieser Position noch entfernt werden, sonst ist nach vorne zu wenig Platz. Mit der Kurbel am Hacken lässt sich der Motor wunderbar ausrichten.

Mit einem Wagenheber unter der Getriebeglocke lässt sich das Getriebe entsprechend dem Bedarf anheben.

Die Pagode fährt wieder, die ersten 200 Kilometer sind geschafft. Natürlich nicht sofort. Zuerst lief er wie ein Sack Nüsse, aber ich war froh, dass er überhaupt lief. Es waren bestimmt fünf weitere Stunden fällig. Der Motor hängt jetzt schön am Gas, er qualmt nicht mehr, springt kalt und warm gut an (unter 5 Sekunden), läuft kalt und warm bei ca. 800 U/ Min und hat ein schönes gleichmäßiges Geräusch....die Zündkerzenfarbe ein rehbrauner Traum.

Der Aufwand für Motor ausbauen, zerlegen, wieder zusammen bauen und einbauen, mit allen Einstellarbeiten in der Zeit vom 2.10. bis 30.12 geschätzt 35 Stunden. Genau lässt sich das nicht zuordnen, weil man parallel immer noch andere Arbeiten durchführt, wie die Schließösen zerlegen und verchromen, Türchrom erneuern, Fensterschlüssel lackieren, Hardtop Montage mit Scheibeneinstellarbeiten und jetzt noch nicht fertig, das Heizungsgedöne.....

                                                                                                                                                                                                                                © by Roadbook