Achse 3.27 in eine Mercedes Pagode W113 einbauen                                                                       

Ja die Drehzahlen und die Lautstärke dadurch. Bis zur Eisdiele kein Problem, aber längere Urlaubsfahrten kaum möglich. Als Oldi Fan und Fahrer vielleicht noch kernig, aber da ist ja noch der genutzte Beifahrersitz......Nachdem ich vor Jahren ein Getrag 5 Gang Schongetriebe eingebaut habe, schon viel leiser. Aber ich fahre noch die Standard Hinterachse für Pagoden mit einer Übersetzung 3,69 : 1. In der jetzigen Konfiguration fahre ich im 5. Gang mit 2700 U/Min eine Geschwindigkeit von 100 Km/h. Mit einer USA Achse (4,08 : 1) wären das ca. 3800 U/Min, ein Höllenlärm. Ausrechnen lässt sich die benötigte Drehzahl leicht im Dreisatz. Mit 3,69 Achse 2700 U/Min gleich 100 Km/h. Also 2700 : 3,69 Achse X 3,27 Achse = 2400 U/Min. Also im 5. Gang mit 2400 U/Min fahre ich dann 100 Stundenkilometer, fast erhöhtes Standgas.

Schon sehr lange denke ich über eine längere Übersetzung nach. Im Internet wird von der optimalen Kombi, 3,46 : 1 Achse in Verbindung mit dem 5 Gang Getrag Schongetriebe berichtet. Aber da gibt es ja auch noch eine Achse mit 3,27 : 1. Davon wird im Internet abgeraten. Aber wie das so in Foren ist, einer schreibt das ist suboptimal und viele andere übernehmen die Ansicht und es wird der Eindruck erweckt, alle haben es schon ausprobiert und es ist eine schlechte Konfiguration.  Ich denke, von den ablehnenden Kommentaren hat noch keiner die Kombination gefahren, aber das es schlecht ist, wissen sie alle genau. Es soll der Sportwagen Charakter verloren gehen weil 150 PS zu wenig für die Übersetzung ist. Ich muss niemanden an der Ampel mit einem Blitzstart beweisen, dass es ein Sportwagen ist.

Jetzt habe ich eine 3,27 : 1 Achse überholt aber ohne Garantie gekauft. Dafür bin ich 1000 Kilometer nach Bayern und zurück gefahren. Wie teuer, ich habe 4.000 Euro bezahlt, im Netz werden sie bis 7.500 Euro in dem Zustand angeboten. Meine neue Achse ist aufwendig restauriert, ich gehe von einer guten Achse aus.

Wie kann man die Qualität einer Achse im ausgebauten Zustand prüfen. Kaum, aber wenn sie wirklich gut und neu aufgebaut ist, sollte sie einen Reibwert am Antriebsflansch von 20 bis 25 cmkp haben. Die gekaufte Achse hat gemessen 22 cmkp. Wenn man den Antriebsflansch von Hand vorsichtig dreht, sollte nach rechts und links so wenig Spiel wie möglich sein, bis sich die Achsen bewegen. Meine gekaufte Achse hat absolut kein Spiel. Mehr Prüfungen gehen leider nicht, der Rest ist Glücksspiel. Ob das Flankenspiel richtig eingestellt ist, also die Achse nicht "heult" merkt man erst bei einer Probefahrt.

 

Links der Test, 22 cmkp. Die Achsen von den großen Mercedes Limousinen aus den USA (Achsen 2,82/ 3,27/ 3,46) haben alle das Ölrohr. Es ist mit dem Ölrohr nicht möglich so eine Achse in eine Pagode einzubauen. Das Ölrohr ist nicht notwendig, baugleiche Achsen (3,69/ 3,75/ 3,90/ 4,08) haben auch kein Ölrohr. Die Bohrungen für das Ölrohr müssen mit Ölstopfen (Gewinde 26 X 1,5) verschlossen werden. Um den Entlüfter um zu bauen, muss leider die Achse demontiert werden, da ein Loch für den Entlüfter gebohrt werden muss und nur so keine Späne ins Differential gelangen können. Warum muss der Entlüfter umgebaut werden? Erfahrungen haben gezeigt, ohne Ölrohr wird das Öl vom Tellerrad aus dem zu hohen Entlüfter am Axial Gehäuse raus geschleudert.

  

Linkes Bild, hier sitzt bei der Pagode der Entlüfter. Das Material ist an der Stelle ca 20 mm dick. Geht auf der Standbohrmaschine gut. Da muss ein 10 mm Gewinde rein. Vorsichtig mit den Entlüfter, er hat konisches Gewinde. Nach sehr fest kommt ab.

  

Es entstehen reichlich Bohrspäne, linkes Bild. Bohren ohne Zerlegung und Reinigung führt zur Beschädigung der Achse. Die Änderungen an der Achse sind zeitaufwändig, vier Stunden muss man einkalkulieren. Eine Sauerei mit dem honigartigem Öl bei 0 Grad in der Garage. Ich frage mich immer wieder, was die Ingenieure bei MB geraucht haben, als die Handbremse konstruiert wurde, sie ist kaum montierbar. Rechtes Bild, jetzt ist der richtige Zeitpunkt zur Einstellung, einstellen.....Bremsscheiben Test, einstellen... bis die Bremsscheibe mit der integrierten Bremstrommel ganz leicht schleifend sich darüber drehen lässt. Hinterher ist die Verstellung nicht zugänglich.

Die alte Entlüftung und bei Ölrohröffnungen sind verschlossen und die neue Entlüftung montiert.

Damit ich die Achse nach dem Lösen unterm Wagen nach hinten auswechseln kann, muss das Heck sehr hoch aufgebockt werden. Mit zunehmender Höhe wird das Ganze instabiler und muss zusätzlich gesichert werden. Ich habe die Achse schon mal mit einem Getriebeheber nach unten in den Garagenkeller ausgebaut. Für eine Kellerhöhe musste der Getriebeheber um 0,5 Meter verlängert werden. Funktionierte, aber die Achse muss ja auch wieder von dem abgelassenen Getriebeheber runter und wieder nach oben. Da hat man das volle Achsgewicht zu stemmen.

Vollmaterial in die Wagenheber Aufnahmen und hohe Unterstellböcke.

Wie ist jetzt die weiter Reihenfolge.....

Die Wellen von frühen Pagoden 230 SL lassen sich schwer umbauen für ein Getrag Getriebe. Eine gebrauchte spätere Pagoden Welle kostet ca. 1000 Euro. Es gibt immer mal wieder die Frage, sind die Limousinen Wellen identisch mit der Pagode, technisch ja, aber natürlich mit unterschiedlicher Längen. Limousinen Wellen sind gebraucht billiger, müssen dann aber aufwendig in einer Antriebswellen Firma gekürzt werden.

Mit einem hydraulischen Wagenheber lassen sich die Hinterachsfedern sicher entspannen.

 

Mit dem Motorrad Heber hat genau so gut funktioniert wie von mir angenommen. Eine Schubstrebe ließ sich nicht lösen, erst nach dem Ausbau der Achse, dann mit dem Schweißbrenner die Schraube angeglüht, es ging danach wie von selber.

Die Probleme sind immer da wo ich sie nicht vermute. Der Hinterachsträger ging nicht aus dem Gummilager. Zerren, Montageeisen, hin- und her bewegen der Achse, nichts half. Irgendwann habe ich dann eine Abdrückvorichtung aus 5 mm Flachstahl mit mittig 12 mm Bolzen gebaut, dann ging es kinderleicht. Alles in allem bestimmt eine Stunde für so ein dämliches Stück Rundstahl in einem Gummilager.

 

Dann ließ sich die Achse absenken und lag auf dem Boden. Der Ausbau der Achse mit allen Nebenarbeiten hat ca. 5 Stunden gedauert.

Die neue Achse muss ja nachdem sie unter das Heck geschoben wurde angehoben werden. Mit einem 10 ner Gewindebolzen in der Schraube vom Hinterachsträger.... 

  

lässt sich die Achse gut nach oben schrauben (mit Abdeckung verkehrt herum), bis...

  

der Motorradheber wieder darunter passt zum endgültigen anheben/ positionieren.

Mit einem Spanngurt lässt sich die Achse nach vorne ziehen und einem zweiten Gurt zur Seite, damit die Gummis der Schubstreben in die Aufnahmen passen.

Die Fahrzeughöhe hinten kann man mit den Federtellern einstellen. Steht auch im Pagoden Forum. Durch verschiedene Positionen (genau 3) lässt sich die Fahrzeughöhe hinten zwischen 0 und 10 mm Differenz verändern. Niemand schreibt welche Position hoch und welche tief ist. Viele neureiche Schwätzer, die ihre Erkenntnisse voneinander abschreiben und wiederholen, ohne es je selbst gemacht zu haben. Könnte man ausprobieren und am Kotflügel messen, welche Stellung hoch und welche Stellung tief ist. Aber der Aufwand pro Seite beträgt mindestens 1,5 Stunden. Die Federn enden mit einer offenen Windung, sind also nicht Plan geschliffen. Das bedeutet, wenn das offene Federende nah an den Schubstreben ist (wie die Stufe im Bild), ist die max. Erhöhung von 10 mm erreicht, weil ja das Federende die max. Höhe der Feder ist, die das Heck nach oben drückt.

Es ist geschafft, die neue 3,27 Achse ist drin, also Probefahrt..... So etwas in der Garage mit Grube zu machen ist nicht optimal, aber man ist ja von seinen Möglichkeiten abhängig. Wie lange dauert so ein Einbau mit allen Nebenarbeiten, bei mir ca. 10 Stunden. Ich musste zig Mal über die Kelleraußentreppe in die Garage und zurück laufen. Ohne zweiten Mann nervig. Ich habe die Achse ja neu aufgebaut gekauft ohne Garantie und Gewährleistung aus einer Oldtimer Auflösung. Das ist ja immer ein Risiko. Nur neu lackiert oder wirklich alles Notwendige neu? Es war ein guter Kauf, völlig ohne Laufgeräusche in der Hinterachse. Die reduzierte Drehzahl, einfach unglaublich gut. Mit 2200 U/Min im 5. Gang 100 Km/h schnell ist optimal. Ich werde noch die Dezibel messen, gefühlt halb so laut. In der Stadt Tempo 50 geht nur max. im 4. Gang mit 1400 U/ Min. Allen negativen Kommentaren zu einer 3,27 Achse in einer Pagode zum Trotz, würde ich wieder machen. Mir ist schon klar, jeder redet sich seine Lösung schön, vermutlich auch ich. Aber ich habe nie das Theater um eine zu lange Übersetzung verstanden, die Drehzahl bestimmt doch der Fahrer durch den gewählten Gang. Bei Automatik Fahrzeugen könnte ich mir Probleme vorstellen, aber doch nicht bei einem 5 Gang Getriebe. In dieser Konfiguration sicherlich nicht für eine Böhringer Rallye geeignet, aber zum cruisen sehr schön.

Restarbeiten sind übrig, zu wenig Öl in der Achse, bei Bodenwellen schlägt der Auspuff hinten an und der Motor läuft nicht gut. Da das Gasgestänge ab musste, stimmt da nichts mehr.

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