Türverkleidungen erneuern
Für diesen Winter habe ich auch die Türverkleidungen eingeplant. Mit dem Thema beschäftige ich mich hin und wieder seit Monaten. Um Leder zu nähen, ist eine eine Industrienähmaschine notwendig, besser eine Sattlermaschine. Haushaltsnähmaschinen durchstechen nicht mehrere Lagen Leder. Ich habe mir eine Singer (China Raubkopie) Nähmaschine im Internet gekauft, ca. 3 Jahre alt, mit Untergestell, so wie in der Textilindustrie. Das größte Problem an den Türverkleidungen aus meiner Sicht, sind die Armlehnen. Die Beifahrerlehne war so verschlissen, dass ich vor einem Jahr vorab, einen Bezug von Hand genäht hatte, eine schlechte Notlösung. Die Konsistenz von über 40 Jahre altem Leder ist vergleichbar alter Pappe, keine Optik, brüchig in der Oberflächenfarbe und ohne Elastizität.
Zuerst habe ich Keder genäht. Dazu wird mit einem Lineal ein genau 3 cm breiter Lederstreifen geschnitten. Ein spezielles Kederfüßchen ist notwendig (einseitig eine Hohlkehle unter dem Fuß). Ein isolierter 0,5 mm2 Elektrodraht wird dann eingenäht.
Danach wird der Keder mit einem Seitenschneider im Abstand von 5mm bis zur Naht eingeschnitten. Das ist notwendig, um den Keder um die Rundungen legen zu können.
Zuerst wird das alte Seitenlehnenoberteil sauber ausgetrennt, auf einen weißen Karton übertragen und im Abstand von einem Zentimeter die Nahtzugabe angezeichnet.
Dann wird die Schablone auf Leder gelegt und die äußere Kante mit dem Rädchen auf das Leder übertragen. Entlang der übertragenen Perforation wird der obere Lederlappen ausgeschnitten.
Dann mit einem Klammergerät der Keder an dem Lederlappen fixiert. Leider muss das verkehrt herum geschehen, damit die glatte Seite der Klammer unten über den Transport der Nähmaschine geführt werden kann.
Nach der Fixierung sieht das von der Arbeitsseite dann so aus. Der Keder muss extrem gut und glatt fixiert sein. Das Endergebnis ist nicht besser, als die jetzige Optik. Man sieht die Hohlkehle vom Kederfüßchen genau auf der Rundung. Die Kunst ist jetzt, so nah wie möglich an der Rundschnur entlang zu nähen, sonst "gafft" der Bezug am Keder, nachdem er auf rechts gezogen ist.
Wenn es nach dem Vernähen in etwa so aussieht, ist es schon ganz brauchbar.
Danach wird mit einem Klammergerät der untere Lederlappen fixiert. Der untere Lederlappen ist größer, als der obere Lederlappen. Dadurch entsteht die bauchige Form. Leider muss das wieder verkehrt herum geschehen, damit die glatte Seite der Klammer unten über den Transport der Nähmaschine geführt werden kann. Jetzt ist die Keder nicht mehr zu sehen, um sie genau im Kederfüßchen zu führen. Jetzt wird mit einem Stift der genaue Verlauf der Keder erfühlt/ angezeichnet, sonst kommt man mit der Naht nicht nahe genug an die Keder heran.
Nachdem auch der untere Lederlappen angenäht ist, wird die Nahtzugabe extrem nahe an der Naht entlang abgeschnitten, sonst legt sich die Naht/ Keder nicht ordentlich an die Armlehne an.
Jetzt den "Stiefelsocken" nur noch anwärmen, auf rechts ziehen, und über die Lehne ziehen/ festkleben. Zeitbedarf nach einigen Test und Fehlversuchen zwei Stunden. Wenn die Lehne dann mit frischem Leder so aussieht, reicht das für ein altes Auto. Ich habe ganz bewusst Glattleder genommen. Das heute verwendete Autoleder (strukturiert, genarbt, matt) ist sicherlich pflegeleichter, hat nicht so schnell Kratzer, etc., passt nur leider aus meiner Sicht nicht zu Oldtimern. Es war schwarz und glatt und so soll es wieder werden.
Viele schwärmen ja von originalem 40 Jahre altem Leder, mit Patina und..........wenn John Lennon drin gesessen hat, ok, ansonsten aus meiner Sicht der Charme von mumifizierter uralter Pappe. Durch optische Rettungsversuche über die Jahre fleckig geworden.
Hier das Leder von oben, sicherlich häufig der Sonne ausgesetzt.
Hier ist das Leder von der Türpappe entfernt. Auffällig, Wolle als Polsterung und kein Schaumgummi. Nur der große Bereich ist gepolstert, nicht die 6 cm breite Absteppung und nicht nach oben um die Rundungen.
Die 6 cm Absteppung ist mit einem Leinenlappen verstärkt, der dann zur Verspannung auf die Türpappe angeklebt war. So kann das Leder gespannt (oben und unten) werden, ohne das die Absteppung auseinander gezogen wird
Hier sieht man schön (Markierung Bleistift), dass die Türpappe rundherum, da wo Chromleisten die Verkleidung abdecken, die Türpappe schräg dünn geschliffen ist.
So eine alte Türpappe ist nicht mehr weiter verwendbar.
Das Leder muss mit einer Schiene (2 cm Nahtzugabe) genau geschnitten werden, sonst sind keine geraden Nähte möglich.
Wieder die "Laientechnik", vorher antackern. Es war mir sonst nicht möglich, dass die untere Lederkante und die obere Lederkante immer exakt deckungsgleich sind.
Nachdem die Parallelführung auf genau 2 cm Nahtzugabe eingestellt wurde, konnte genäht werden.
Nächste Seite vortackern und danach ebenfalls nähen.
Das fertig genähte "Rohleder" sieht schon recht brauchbar aus.
Hier ist der mittlere Streifen bereits mit Bleistift angezeichnet und die Kanten schräg angeschliffen.
Danach habe ich zwei Lagen Wolle aufgeklebt, genau an dem Bleistiftstrich entlang.
Genau an der Wollkante entlang wurde der untere Lederlappen mit Kontaktkleber fixiert. Nur die untere große Fläche war gepolstert.
Danach wurde die Bespannung oben und an den Seiten verklebt.
Nachdem auch die Türablage mit neuem Leder innen und außen bespannt war, kam die Endmontage. Sieht ganz brauchbar aus.
Das Leder für eine Türverkleidung nähen, plus eine Türtafel und Ablage bespannen, dauerte ungefähr 10 Stunden. Der Materialpreis für eine neue Türpappe plus Leder, beträgt ungefähr 90,- Euro.
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