Meine Pagode verbraucht zu viel Öl. Beim starken Beschleunigen qualmt es auch. Was liegt näher, als verbrauchte Ventilschaft Dichtungen. Benötigt werden dafür Spezialwerkzeuge und neue Dichtungen.
Die
Ventilschaftdichtungen von MB sollen nicht so gut sein, liest und hört
man. Links ist eine ausgebaute Dichtung von MB, aus braunem
Hartgummi. Daneben eine neue Dichtung aus (Teflon) Kunststoff. So waren
früher die Dichtungen von MB auch. Die Teflon Dichtungen haben unten und
oben eine Ringfeder zur Abdichtung, die heutigen braunen von MB nur noch
unten. Rechts im Bild sind die "Schutzkappen", damit die Dichtungen
nicht schon beim Einbau von der Nut im Ventilschaft beschädigt werden.
Halb abschneiden ist ratsam.
Einen
Druckluftanschluss kann man aus einer alten Zündkerze herstellen.
Fertige Druckluftanschlüsse kosten bei eBay ca. 25 Euro incl. Versand,
lohnt sich also nicht besonders, macht aber Spaß. Es wird weiter ein
Werkzeug zum herunter drücken der neuen Dichtungen auf die
Ventilschaftführung benötigt. In Anleitungen liest man immer
vorsichtig runter schlagen. Ich habe ein Stück Kunststoff mit 10 mm
(Einlass) und 11 mm (Auslass) gebohrt, um damit ich die Dichtungen
runter zu hebeln kann, nicht schlagen muss.
Das Ventil Montagewerkzeug ist schon eine größere Nummer. Über eBay werden Universalwerkzeuge ab ca. 30,- Euro incl. Versand angeboten. Leider nur für abgebaute Zylinderköpfe. Mit der Nockenwelle im Weg funktionieren die Dinger nicht. Hochwertige Werkzeuge gehen schnell über 100,- Euro. Ich will mich ja nicht selbständig damit machen..... Es geht auch ein 1 Zoll Wasserrohr mit einem Arbeitsfenster, als Hebelarm möglichst ein Flachstahl senkrecht genutzt und das Gegenlager an einer Winkelschiene auf die Montagebrücke (Ventildeckel).
Auf der Zeichnung sieht man die
Montagestelle. Die Kipphebel (4 Schwinghebel) müssen demontiert werden.
Ein Problem sind die (roten) Keile (8 Ventilkegelhälften). Sie sind
konisch, passen genau und wollen eigentlich gar nicht raus. In der Pos
12 sind die besagten Ventilschaftdichtungen (gelb), die gewechselt
werden sollen.
Wenn es um die Zündkerze wie im linken
Bild ölig ist, liegt das nicht an undichten Zündkerzen, sondern das
Kugelbolzen Unterteil ist von Motor Instandsetzer nicht richtig
abgedichtet worden. Das Öl kommt aus dem Ventilraum und tropft auf die
Zündkerze. Gute Gelegenheit sie abzudichten. Entweder mit Langnuss
ausbauen, oder zuerst Kugel aus dem Unterteil schrauben.
Die
Kipphebel gehen nicht einfach runter. Zur Nockenwelle ist zu wenig
Spiel, die Ventile mit den Federn müssen dafür etwas runter gedrückt
werden. Ich habe mein Werkzeug hinten offen angefertigt, sonst
benötigt man dafür ein zweites Werkzeug, wenn der Niederdrücker hinten
geschlossen ist. Dann
den Motor an der Kurbelwellen Schraube (Knarre) auf OT des
betreffenden Zylinders drehen. Muss man nicht, mach ich aber. Wenn die
Druckluft ausfällt, könnten sonst die Ventile in den Zylinder fallen.
Dann müsste der Zylinderkopf ab. Das
ist ein Unfall gefährlicher Zeitpunkt, denn wenn
Druckluft auf die Zylinder kommt, damit die Ventile oben bleiben für
die Montage, kann der Motor "durchdrehen".
Damit
das nicht passiert, muss der Motor gegen drehen gesichert werden.
Das geht z.B. mit einem Hebel im Nockenwellenrad. Oder die
Handbremse anziehen und Gang einlegen. Druckluftanschluss ein
schrauben und Druckluft (ca. 6 ATÜ) anschließen.
Trotzdem
ist später etwas passiert. Der Motor ist mit der angeschlossenen
Druckluft "umgeschlagen". Verletzt habe ich mich nicht, aber der
Hebel im Nockenwellen Rad war nicht im rechten Winkel
eingesteckt, durch den Druckschlag ist das Rad gebrochen. Ein neues
Markenritzel von Febi hat im Netz neu ca. 20 Euro incl. Versand
gekostet. Alt/ neu nebeneinander im Vergleich fällt auf, wie das 55
Jahre alte Ritzel verschlissen ist. Verschlissene Ritzel haben spitz
zulaufende Zähne. Die Kette rollt die Zähne im laufe der Jahre
spitz, es ist wie bei Motorrädern. Bei einer Motorüberholung wird
immer eine neu Kette eingebaut, die Ritzel wohl nicht.
In einer Werkstatt passieren auch Fehler, wer bezahlt es wenn nicht der Kunde. Der Kunde hat ja sogar noch Glück gehabt, dass der Werkstatt der Haarriss aufgefallen ist..... und bekommt für 20 Euro bestimmt kein neues Ritzel.
Im linken Bild sind beide Ritzel transparent über einander gelegt. Schön zu sehen, wie sich die halb runde Vertiefung aus walzt zu den spitzen Zähnen. Vermutlich ist der Verschleiß für die Steuerung nicht vorteilhaft. Die Auswechselung ist keine große Sache. Bolzen aus dem Ritzel der Nockenwelle schrauben, Ritzel mit dem Schraubendreher etwas ab hebeln, Keil auf der Nockenwelle suchen, mit einem Kabelbinder in der Kette den Zahn markieren, den Zahn am neuen Rad anzeichnen, Gleitschiene für die Kette oben abschrauben, Kettenspanner Hutmutter abschrauben, Ketten Rad abnehmen, gegen neues Kettenrad tauschen, alles wieder anschrauben.....
Eins
ist ganz wichtig, langsam mit Bedacht und Vorsicht arbeiten,
nichts fallen lassen, alles was in den offenen Kettenkasten
fällt landet im Motor, manchmal hilft da nur Motor zerlegen...
Wenn man jetzt den Ventilfederteller runter drücken würde, passiert nichts. Die Keile sitzen so fest, die müssen zuerst mit einem kräftigen Schlag (Verlängerung mit passender Nuss) gelöst werden. An Klang hört man ob die Keile sich gelöst haben. Wenn man jetzt mit dem Ventilmontagewerkzeug die Feder herunter drückt, steht der Ventilschaft frei und die beiden Ventilkegelstücke (z.B. mit einem Magnet) können weg genommen werden. Auf der Einlassseite kann man die Keile mit den Fingern weg nehmen. Auf der Auslassseite werden die Keile nicht so frei, es ist eine Fummelei mit sehr kleinem Schraubendreher.
Jetzt
werden beide Keile entfernt und der Federteller und die Federn
abgenommen. Dann sieht man die alte Ventilschaftdichtung
(rechts), die mit einem Schraubendreher ab gehebelt wird.
Die Ventilschaftführungen haben ab 250 SL
eine Rille, damit die Ventilschaftdichtung besser an der Führung hält.
Ein Leiden der 230 SL, abgerutschte Dichtungen. Nachdem die neue
Dichtung auf der Auslassseite gefettet und aufgesetzt ist, wird sie mit
den Hilfswerkzeug runter in den Sitz gehebelt.
Druckluft ab ziehen, das Ventil
etwas runter drücken und den Kipphebel wieder einsetzen. Man sieht, auf
einer Seite sind alle problematischen Auslassventile.
Auf
der Einlass Ventilseite ist es einfacher. Beim Lösungsschlag
lösen sich die Keile manchmal schon ohne Niederdrücker und
gefummel. Oberfläche vom Stößel prüfen, "Pariser" über stülpen,
Vaseline als Gleitmittel, Dichtung aufsetzen ........und
mit dem Montagewerkzeug aufdrücken, gefühlvoll aber auch sehr
fest. "Pariser" wieder entfernen. Festen Sitz der Dichtung von
Hand prüfen.
Wenn alle Ventilschaftdichtungen
gewechselt, alle Kipphebel und Federn wieder montiert sind.....
müssen
natürlich die Ventile neu eingestellt werden.
Manchmal lässt sich der Ventildeckel
schlecht/ gar nicht aufsetzen.
Das liegt häufig an einem alten Getriebelager. Dadurch
hängt das Getriebe hinten tiefer. Der Motor kippt mit dem Getriebe
zusammen nach hinten und es fehlen ein paar Millimeter Platz. Mit
einem Gleitblech geht der Deckel vorbei.
Danach habe ich dem Motor gestartet, mit neu eingestellten Ventilen, ein seidenweicher Lauf. Ob es Auswirkungen auf Ölverbrauch und "Rauchwolke" hat, muss sich noch erst zeigen.
Stellt
sich noch die Frage nach den Kosten.
Ich habe
ca. 7 Stunden benötigt (Gasgestänge demontieren/ montieren, Zündkabel/
Zündkerzen demontieren/ montieren, Ventildeckel demontieren/ montieren,
Kipphebel/ Ventilfedern demontieren/ montieren, Ventilschaftdichtungen
wechseln, Ventile einstellen, Gasgestänge einstellen).
Laut
meiner Internet Recherche könnte das bei einer Pagode bis zu 1500 Euro
kosten, nur die Schaftdichtungen wechseln, ohne ggf. Folgekosten
(z. Kettenräder, Kette, Zylinderkopfdichtung, lose
Ventilschaftführungen, defekte Nockenwelle, usw. Es hängt von der
Arbeitsausführung ab. Man kann die Schaftdichtungen bei einem
eingebauten und ausgebauten Zylinderkopf wechseln.
Immer
wieder Öl nach kippen und qualmen lassen ist billiger.