Leder altert und
nach 40 Jahren helfen auch keine Wundermittel oder Lederfett mehr. Das Leder ist
nicht mehr geschmeidig und reißt ein wie alte Pappe. Zuerst habe ich das alte
Leder entfernt und aufbewahrt als Schnittmuster und Anschauungsmaterial, wie an
schwierigen Stellen die Lösung aussah. Polsterleder für KFZ wird viel
angeboten, das moderne KFZ Leder gefällt mir aber nicht. Es sieht häufig aus,
wie in Neufahrzeugen. Gleichmäßig genarbt und in der Optik matt. Es ist
modern, unempfindlich und pflegeleicht, aber in Oldtimern wurden oft glatte, glänzende
Leder verwendet. Glattleder sind an der Oberfläche empfindlicher und
schwerer zu verarbeiten, da sie häufig nicht so dehnbar sind. Ich wollte aber
die alte Optik, also Glattleder. Das verwendete alte Leder war ca. 0,6 - 0.8 mm
stark. Ich habe Glattleder vergleichbarer Stärke beschafft. Das Beziehen der
Verkleidungen mit Leder ist ein sehr schwieriger Job. Besonders die Rundungen
sind schwer faltenfrei mit Kontaktkleber hinzubekommen. Die Abdeckungen vom
Armaturenbrett oben rechts und links am Ende sind die größte Herausforderung,
dreidimensional um Kurven und Kanten herum. Mit den großen Verkleidungsteilen
habe ich begonnen. So konnte ich den produzierten Lederschrott für die
kleineren Teile noch verwenden. Wenn es um sehr runde Ecken herum muss, habe ich
mit einem Dampfreiniger (heiß und nass) von der unbehandelten Seite und mit
Schraubzwingen und Formstücken die der benötigten Rundung entsprachen, das
Leder vorgedehnt. Nach der Trocknung im gedehnten Zustand, habe ich mit
Kontaktkleber und Heißluftfön die Klebung vorgenommen.
Die Verkleidungsteile scheinen neu ab Werk als 2. Wahl
verwendet worden zu sein. Alle hatten die gleiche Matchingnummer, waren aber in
verschiedenen Farben (beige, blau, schwarz) unter dem Leder. So eine
Plastikoptik, mit der damals der PU Schaum abgedeckt war. Meine Annahme 2. Wahl
kommt daher, da ja ohnehin noch ein Lederbezug darüber kam, war die Optik
darunter eher unwichtig. Die Qualität der Kunstzofffolie war teilweise so
schlecht, dass die Teile so ohne Lederüberzug nicht hätten verwendet werden können.
Überall wo die Abdeckungen verschraubt waren, bildeten sich Krater im PU Schaum
um die Verschraubung herum, wie bei fast allen Pagoden.
Ich habe die
Oberflächen angeschliffen, die „Krater“ mit glasfaserverstärkter Spachtel
aufgefüllt, übergeschliffen und die vorhandenen Bohrungen eingesenkt. Bei der
Gelegenheit wurden auch alle Bohrungen für ehemalige Zusatzschalter etc.
verschlossen. Die gut vorbehandelte Oberfläche ist sehr wichtig. Unebenheiten
zeichnen sich hinterher in der glänzenden Lederoberfläche genau ab.
Hier sieht man
eine verklebte Längsseite. Die zweite Längsseite ist bereits mit Kontaktkleber
eingestrichen. Die Klebeflächen und das Leder insgesamt werden jetzt mit einem
Heißluftfön getrocknet/ vorgewärmt, gespannt und verklebt. Das
Leder war nicht flächig verklebt, sonder über die Oberflächen gespannt und
auf der Rückseite verklebt.
Hier sieht man
das fertige Polster, rechts neben dem Lenkrad unter dem Armaturenbrett, mit dem
Ausschnitt für die Innenleuchte. Nicht alle Formteile haben Alublech als Träger.
Die Abdeckung von Tacho und Drehzahlmesser ist aus Mehrschichtholz. Hier war die
Restauration sehr aufwendig. Die Befestigungslaschen (Mehrschichtholz) mussten
mit Polyester und Glasfasermatten rekonstruiert werden, da sie im Laufe der
Jahre ausgetrocknet und brüchig waren. Der PU Polsterschaum war auf dem Holzträger
geschrumpft und hatte an der Oberfläche Falten geworfen.
Im fertigen
Zustand scheint die die Aufgabe leicht umsetzbar. Es handelt sich hier aber um
ein leichter zu beziehendes Formteil und eines meiner letzten Formteile nach
viel „Lehrgeld“.
Wenn man die
„Krater“ im Polster mit Polyesterharz auffüllt, die Bohrungen vorher
einsenkt, mit Edelstahlschrauben und den richtigen Rosetten die Verkleidungen
wieder befestigt, bekommt man auch von unten eine hervorragende Optik, aber wer
sieht das schon.
Aber im
Sichtbereich ist das Verfüllen der „Krater“ unverzichtbar. Nach der Montage
erzielt man ein optimales Finish. Das Leder legt sich in der Senkbohrung genau
an. Auch nach dem Festziehen der Schraube drückt sich das Polster um die
Befestigungsstelle herum nicht mehr ein.