Becker Radio mit Bluetooth in einer Pagode  

Eigentlich braucht man in einer Pagode kein Radio. Die Geräuschkulisse ist besonders bei geschlossenem Softtop mir für einen Radiogenuss zu hoch. Aber was wäre eine Pagode ohne Becker Nadelstreifen Design Radio? Das Becker Radio gehört in die Zeit und Mercedes hat damals immer Becker Radios eingebaut.

Welches Radio gehört in eine Pagode?

Klar, auf jeden Fall Nadelstreifen, aber wenn es von Blaupunkt ist, dann wurde es nachgerüstet. An der Blende sieht man, dass es angeschrägt nach vorne kippt. Eine gewöhnungsbedürftige Pult Optik.

Ein Retro Radio von Becker vor ein paar Jahren auf den Markt gebracht. Schnell wieder vom Markt genommen, vermutlich erfolglos. Kostet jetzt gebraucht zwischen 2000 und 3000 Euro. Abgesehen davon dass es viel zu teuer ist, eine optisch schlechte Kopie. Grafik Displays passen nicht in Oldtimer.  Mit geringer Display Auflösung, Pfeil und Textnavigation, so etwas braucht keiner.


Ein Becker Sondermodell für Kalifornien. Sicher sehr selten in einer reimportierten Pagode. US-Radios sind keine Dual-Band-Radios. Das bedeutet, dass man nur FM-Frequenzen mit ungeraden Nachkommastellen einstellen und empfangen kann, also z.B.102.7, 94.5, 107.3 usw. Sie funktionieren also auch in Deutschland, aber nur begrenzt.

Dieses Becker Radio ist z.B in einer Pagode 230/ 250 SL vom Produktionsjahr her original. Die Optik der Knöpfe ist schlanker und mehr vorstehend, die Klangregler verchromt.

Hier ist ein Mono Radio abgebildet mit flacheren Knöpfen und Klangregler in schwarzer Optik. Becker Stereo Geräte kamen erst 1969 auf den Markt. Pagoden sind serienmäßig für Mono Radios ausgelegt,  da nur ein Lautsprecher im Armaturenbrett vorgesehen war. Ob es ein Becker Europa, Mexico, Europa Kurier, Grand Prix oder Monza Kasette, usw. war, ist ja unerheblich. In einem Forum fand ich die Altersbestimmung anhand von Buchstaben vor der Seriennummer.

Kennbuchstabe - Jahr

B - 1965, C - 1966, D - 1967, E - 1968, F - 1969, G - 1970

H 1971/72, J - 1973, K - 1974, L - 1975, M - 1976, N - 1977, P - 1978, Q - 1979

Hier das bekannteste Becker Autoradio "Mexico Nadelstreifen" für die Pagode. Mit dem Produktionsbuchstaben/ Nummer E 014691, also genau passend für ein 280 SL Bj. 1968. In dem zusätzlichen Gehäuse sind noch mehr alte nicht mehr funktionsfähige Bauteile, die getauscht werden müssen. Im Armaturenbrett der Pagode ist ohnehin kaum Platz. Die Halbleiter Entwicklung war noch nicht so weit, alles in einem Gehäuse unter zu bringen. Die Verkehrsfunk Taste Q ist heute auch ohne Funktion.

Das Problem ist nicht nur, dass die Fahrgeräusche in einer Pagode den Radiogenuss stören, sondern auch die mittlerweile schlechte Tonqualität der Geräte. Die Tonqualität war damals extrem hoch, warum heute nicht mehr? Die elektronischen Bauteile im Radio unterliegen dem Verschleiß. Nicht nur Staub und Feuchtigkeit mit der Folge von Oxidation, sondern besonders die Elektrolyt Kondensatoren trocknen aus. Das ist nach 50 Jahren immer so, selbst bei ungenutzten Fahrzeugen im Museum.

Wenn Sie ein gebrauchtes Becker Nadelstreifen Radio haben oder kaufen, hat es in der Regel eine schlechte Tonqualität. Egal was der Verkäufer zusichert, oder es wurde bereits restauriert, was mit einer Rechnung nachzuweisen wäre. Der Austausch der Kondensatoren und eine Reinigung kosten in etwa 200 Euro in einer Fachwerkstatt. Die benötigten Bauteile insgesamt unter 5 Euro, der Rest ist für das know how der Zusammenhänge und der Arbeitslohn/ Steuer.

Hier sieht man ein geöffnetes und bereits restauriertes Becker Europa mit dem Produktionsbuchstaben/ Nummer M 552894, also Produktionsjahr 1976. Prüfen kann man ob die Störungen im Radio altersbedingt sind, oder die Störungen aus dem Fahrzeug kommen, indem man das Radio ohne laufendem Motor (Lüftung, und alles sonstige aus) betreibt. Links typische Bauteile die erneuert werden müssen. Drei grobe Störungsursachen gibt es bei Autoradios, alte kaputte Elektrolyt Kondensatoren, Störungen durch den laufenden Motor und schlechter Empfang (Antenne defekt/ unterbrochen, Antenne keine gute Masse an der Karosse, Oxydation).

   

Der Ausbau ist sehr einfach. Zuerst die Knöpfe abziehen. Es gibt auch Knöpfe bei denen zuerst eine Madenschraube gelöst werden muss. Danach auch den Tonregler abziehen.
Dann kann man die Blende abnehmen, wenn man mit den Fingernägeln die Blende ab hebelt. Die Blende ist nur leicht ein geklickt.

   

Danach sieht man die Knebel rechts und links. Schrauben lösen und Knebel heraus nehmen. Jetzt lässt sich das Radio aus dem Schacht ziehen. Hinten Stecker Verbindungen lösen.


Hier sind die Anschlüsse hinten am Radio (Baujahr 1976). In der 6/ 8 pol. Buchse ist ein Deckel mit einer Drahtbrücke. Die gezogene Drahtbrücke unterbricht den Radioempfang.

Früher mussten die Fahrzeuge aufwendig entstört werden. Dazu waren an vielen elektrischen Verbraucher (Ventilator, Scheibenwischer, Zündspule, usw.) Entstörkondensatoren. Das Problem ist die verseuchte 12 Volt Fahrzeugspannung. Viele Verbraucher (Magnete, Motoren, etc.) überlagern die Gleichspannung im Auto mit oberwelligen Geräuschen. Das Problem kann man heute anders lösen, indem man die Versorgungsspannung vor dem Radio siebt (Störungen ab filtert). Das elende Drehzahlgeräusch der Lichtmaschine ist damit auch weg.

Ein Bluetooth Modul für ein altes Radio mit DIN 6 pol Stecker habe ich nicht im Netz gefunden. Was häufig angeboten wird sind Adapter Kabel für MP 3 Player. MP 3 Player sind ja mittlerweile ähnlich alt wie Kassetten Geräte, das ist ja keine zeitgemäße Lösung. Diese Verdrahtung/ Anschaltung hier wurde von mir umgesetzt. Die Stromversorgung kommt auch aus dem Becker Radio, aber nur wenn es eingeschaltet ist. Wenn das Modul gekoppelt ist und man auf dem Handy Musik abspielt, wird solange der Sender abgeschaltet. Genau so ist es beim telefonieren.

 

Hinten ist ja die 5 pol Buchse. Abdeckung abziehen, dann wird dort das Bluetooth Modul eingesteckt. Wenn man nun das Handy mit dem Bluetooth Modul verbindet, kann man Musik oder ein Telefongespräch über das Radio übertragen. Die Tonqualität von Musik (Handy) ist optimal. Telefongespräche sind auch möglich über das Radio, wenn die Bluetooth Verbindung steht, aber nicht vergleichbar mit der Qualität in modernen Fahrzeugen, wo die Funktion auch immer  500 bis 1000 Euro extra Kosten bedeutet. 

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