Ein Problem bei unseren Urlaubsfahrten ist die zu schwache Hinterachsfederung. Die Pagode hängt mit vollem Kofferraum schon ohne Passagiere extrem durch, auch durch den Fahrradheckträger. Bei Bodenwellen setzt der Auspuff bei vollem Tank auf und das Fahrverhalten ist so schlecht wie die Optik.
Beim großen W111 ist serienmäßig ein Hydromat eingebaut. Das Absinken/ Durchhängen des Hecks verhindert der Hydromat. Der Boge Hydromat arbeitet völlig selbständig, indem er das Fahrzeugheck und damit den Wagen unabhängig von der Zuladung durch sinnvolles Ausnutzen von Pendelbewegungen der Hinterachse auf Niveaulage anhebt. Für verschiedene MB Fahrzeuge, die die gleiche Hinterachse verwenden, gibt es eine Nachrüstzulassung, für die Pagode nicht. Was ich nicht wusste, es gibt 10 verschiedene Hydromaten. Vorsicht beim Kauf, nur bestimmte ( 000 320 0513/ 000 320 0413) sind für die Pagode geeignet.
Bild 1: Der Kofferraum ist voll Gepäck plus beladenen Fahrradträger, ohne Personen, Original mit Stahlfeder (Pagode) in der Pendelachse.
geändert 2.6.2012
Bild 2: Der Kofferraum ist voll Gepäck am Sylt Shuttle plus beladenen Fahrradträger, plus einer Person, mit Hydromat in der Pendelachse. Ich denke, man sieht deutlich, der Wagen steht waagerecht. Das Fahrverhalten ist völlig anders, durch Bodenwellen fährt der Wagen ohne nachzuwippen, selbst in sehr tiefen Bodenwellen ohne Auspufftopfberührung auf der Fahrbahn. Mit Urlaubsgepäck würde ich nicht mehr ohne Hydromaten längere Stecken fahren wollen. Wenn ich bedenke, wie viele ihren W111 umrüsten auf Stahlfeder, weil der Hydromat doch so teuer ist, nicht zu verstehen, im Verhältnis zu den Gesamtkosten eines MB Oldtimers. Beim W111 erlischt die Betriebserlaubnis, wenn man das Fahrverhalten verschlechtert durch Umrüstung auf Stahlfeder, bei meinem W113 erlischt die Betriebserlaubnis, wenn man das Fahrverhalten durch Umrüstung auf Hydromat verbessert, eben Deutschland.....wenn es jemand bemerkt.
Das Problem ist also der Preis. Ein neuer Boge Hydromat kostet ca. 1200,- Euro. Bei eBay kosten angeblich überholte Hydromaten ca. 800.- Euro. Ein sehr bekannter Pagodenausrüster will für die Überholung 714,- Euro plus Versand haben. Ein MB Oldtimerbetrieb macht die Überholung angeblich für ca. 300,- Euro.
So sieht die Explosionszeichnung des eingebauten Hydromaten aus.
Also habe ich mir einen defekten Hydromaten bei eBay ersteigert, incl. Lieferung ca. 50,- Euro. Ich bin nach der Optik gegangen, weil ich dachte es spart Instandsetzungskosten. Die üblich verlogene Formulierung, ob er defekt ist, weiß ich nicht, nicht auf Funktion geprüft, ohne Garantie und Gewährleistung. Man weiß es ist gelogen und hört es doch gerne, vielleicht ist er ja doch nicht defekt........, klar er war defekt.
Defekte Hydromaten sind schon auf dem Foto zu erkennen. Der Hydromat hat einen Gaszylinder und einen Ölzylinder. Wenn der Gaszylinder defekt ist, ist der Hydromat wie auf den Foto zusammengepresst, Gas weg/ also undicht/ defekt. Der Gaszylinder ersetzt die Stahlfeder und hält den Wagen auf Höhe. Der Gaszylinder ist auch vom Federungskomfort härter als die originale Stahlfeder. Wenn der Wagen hinten stark beladen ist, die 80 Liter im vollen Tank sind auch nicht ohne, pumpt der Ölzylinder im Hydromaten Öl in eine Kammer und hebt den Wagen dadurch auf Niveau an. Nach langem Stillstand entweicht das Öl wieder aus der Kammer und das Heck sinkt wieder ab. Sollte der Wagen stark beladen bleiben, pumpt er sich nach kurzer Fahrt wieder hoch. Eine defekte Ölkammer erkennt man an den verölten Angeboten.
Es ist kaum möglich, dass ein über 40 Jahre altes Bogebein funktionsfähig ist, verölte Angebote sind wenigstens ehrlich. Komplexe Funktion, Rückschlagventile, Gummidichtungen innen, Gas und Ölfüllungen usw. halten nur ein paar Jahre. Die Belastungen für das Bogebein sind extrem.
Ich habe den MB Oldtimerbetrieb angerufen. Antwort, nein wir machen das nicht mehr, ich habe hier 20 defekte Bogebeine rumliegen, wurden uns alle als defekt zurück geschickt. Warum die kaputt sind, weiß ich nicht......dumm gelaufen, wenn man auf Forenbeiträge hört.
Dann habe ich rum telefoniert. Mit der ZF Sachs AG in 53783 Eitorf (Nachfolger von Boge) wurde ich fündig, dort werden die Hydromaten geprüft und instand gesetzt. Sehr nette Leute, leider nicht ganz billig...........
Sehr geehrter Herr xyz, wir haben den uns am 13.10.2010 übersandten Hydromat analysiert. In der Anlage erhalten Sie unsere Reparatur–Auftragsbestätigung, aus der die notwendigen Austauschteile sowie die dazugehörigen Kosten hervorgehen. Bitte senden Sie uns den Reparaturauftrag unterschrieben per Brief, Fax oder e@mail an die oben im Briefkopf befindliche Adresse zurück. Die im Reparaturauftrag angegebenen Gesamtkosten überweisen Sie bitte per Vorkasse auf eines unserer u.a. Bankkonten. Nach Erhalt der unterschriebenen Auftragsbestätigung und Eingang des Betrages führen wir die Reparatur durch und senden Ihnen das Gerät an die angegeben Lieferadresse zurück. Sie erhalten nach Auslieferung des Gerätes eine Rechnung, die als Garantiebeleg gilt. Die Garantie auf das reparierte Gerät beträgt 3 Jahre ab Rechnungsdatum.
Die Reparatur hat 467,- Euro gekostet. Da nimmt der sehr bekannter Pagodenausrüster doch eine stattliche ( 257,- Euro) Durchlauferhitzergebühr. Alle Verschleißteile wurden erneuert, Gehäuse neu lackiert, 3 Jahre Garantie, also ist der Zustand vorher fast egal.
Insgesamt sollte man 5 Wochen für die Reparatur, von Anfrage bis Rücklieferung einplanen. Kaum wieder zu erkennen...................
Einen speziellen Federspanner für die Feder habe ich nicht. Es muss ein Spezialspanner sein, meine Universalfederspanner finden dort keinen Platz. Ich habe die Feder mit einer Gewindestange gespannt. 1 cm dick sollte das Flacheisen schon sein. Es muss ein Gewinde (12 mm) in das Flacheisen geschnitten werden, für eine Mutter ist da kein Platz. Es ist eine ziemliche Fummelei die Gewindestange in das Gewindeloch (Flacheisen) zu bekommen. Durch die Lage in der Feder, ist das Gewindeloch nicht in der Flucht der Gewindestange.
So sieht die Feder dann zur Hälfte zusammen gepresst aus. Ein Druckluftschrauber ist dafür bestens geeignet. Bevor die Feder ganz entspannt wird, kann man in Deckung gehen und weiter die Feder entspannen. Zuletzt fliegt sie immer noch ein bisschen.
So sehen die Hilfswerkzeuge aus.
Der Einbau ist ein Problem. Der Hydromat hat an beiden Enden eine Kugelpfanne. Das ist nicht sehr richtungsstabil. Dafür gibt es bestimmt ein Spezialwerkzeug. Ich habe es nicht. Der Gasdämpfer im Hydromaten ersetzt die Stahlfeder. Der Gasdämpfer muss jetzt wie die Feder vorgespannt werden, bevor der Hydromat sich montieren lässt. Rechts den Wagen aufbocken, Rad entfernen, Stossfänger demontieren und Radaufhängung so weit wie möglich nach unten drücken. Hydromat vorne am Stößel montieren. Jetzt fehlen nur noch ca. 2 cm. Eine lange 12 mm Gewindestange im Loch fixieren und mit einer Schraubzwinge die hintere Hydromataufhängung an die Pendelachse heran drücken.
Dann mit neuen 8.8 Festigkeit und 60 mm langen Bolzen (12mm) montieren. Die alten Bolzen sind zu kurz.
Rad, Stossfänger, etc. wieder montieren. Ausbau der Feder und Einbau des Hydromaten hat über vier Stunden gedauert.
Eine erste Testfahrt von ca. 10 Kilometern ist bereits gemacht. Die Fahrt/ Federung fühlte sich gut an. Vielleicht auch, weil ich von einer strammeren Gasfederung gelesen habe. Über die Bodenwellen in unserem Wohngebiet geht die Pagode gefühlt härter. Ich hatte vor dem Wechsel die Bodenfreiheit der Kotflügelunterkante zum Boden gemessen. So genau geht das ja nicht, es waren ca. 60 cm. Nach dem Wechsel und 10 Km Probefahrt waren es ca. 61,5 cm. Also etwas höher, aber optisch vom hinten gut, keine unbeladene Blattfederoptik. Ich habe noch keine passende Sackware für den Kofferraum, um das Hochpumpen zu testen.
Dann bin ich mal gespannt, wie das Heck sich bei schwerer Beladung hoch pumpt..............