Reparatur eines Wärmetauschers „Pagode Mercedes Benz W113“  

Kann „Mann oder Frau“ das selber machen. Es ist nicht einfach, jedoch für einen geübten Handwerker machbar. Wenn man die Stunden gegen rechnet ist nicht viel zu verdienen. Ich schätze neuer Wärmetauscher mit Einbau ca. 1000 Euro. Arbeitszeit Ausbau/ Einbau mit Reparatur vom Wärmetauscher mindestens ca. 10 Stunden und ob man erfolgreich ist, ist ungewiss.

Die Überholung des Wärmetauschers kann viele Gründe haben:

·        Es tropft Kühlflüssigkeit im Fußraum

·        Die Heizung funktioniert nicht

·        Die Heizung lässt sich nicht an oder nicht abstellen

·        ..........

Der Wärmetauscher muss dafür in der Regel ausgebaut werden. Das wurde ja auch schon mehrfach beschrieben.

·        Im Fußraum Lüftungsgebläsekasten abbauen

·        Nach dem Entfernen des Gebläsekastens sieht man schon das Elend

·        Zwei Liter Kühlflüssigkeit an der Ablassschraube unter dem Kühler vorne ablassen

·        Den Kühlwasservorlauf und Rücklauf vom Wärmetauscher im Motorraum abklemmen

·        Durchführungsgummis entfernen

·        Betätigungsventil (Kugelgelenk abklemmen)

·        Vier Befestigungsschrauben vom Tauscher im Fußraum entfernen

·        Wärmetauscher in den Fußraum wegnehmen.

Wärmetauscher öffnen

·        Wärmetauscher senkrecht in einen Schraubstock gefühlvoll einspannen

·        Zwei Brettchen übertragen die Schraubstockkraft auf die Lamellen, so das sie nicht beschädigt werden.

·        Mit einem Kartuschenbrenner oder Heißlüftfön die Messingkappe erhitzen. Mit einer Druckluftpistole (Schutzbrille!!!) das flüssige Lötzinn wegblasen.

·        Wenn rundherum das Lötzinn entfernt ist, die Messingkappe gleichmäßig erhitzen und abnehmen (Verbrennungsgefahr).

·        Darunter sieht es so oder so ähnlich aus. Je nachdem ob das Fahrzeug in Kalifornien (ohne Frost- und Rostschutz), oder in Europa gefahren wurde und mehr oder weniger Rostschlamm zu Ablagerungen führte.

Nach reinigen/ durchblasen mit Druckluft werden die Kanäle wieder frei und der Schraubstock darunter sieht dann so aus.

Mal etwas zur Funktion eines Wärmetauschers

Er funktioniert wie ein Heizkörper in der Wohnung. Im Bild sind 20 Flachröhrchen zu sehen, die links und rechts, also Vor- und Rücklauf verbinden. Dadurch fließt das heiße Wasser. Die sehr filigranen Lamellen seitwärts, erhöhen nur die Wärmeabgabefläche. Die Flachröhrchen (Messing) sind in den beiden Kopfplatten (Messing) weich eingelötet. Die Messingkappen sind ebenfalls weich gelötet.

Ventil ausbauen

Wenn das Ventil sich nicht mehr bewegen lässt, muss es ausgebaut werden. Da alles aus Messingblech ist, ist die Kraft, die man ausüben kann sehr begrenzt. Nach dem Ablöten des Deckels mit den Ventil habe ich das Ventil auf dem Schraubstock unterlegt (Nuss) und mit einer eingedrehten Schraube nach unten heraus getrieben.

Ventil bearbeiten

Der innere Kolben wurde auf der Drehbank (od. Bohrmaschine) mit 300 derter Schmirgel glatt geschliffen. Danach ging der Kolben noch nicht in den Ventilsitz. Mit einer einstellbaren Reibahle (ca. 19 mm) wurden die Ablagen von 40 Jahren leicht ausgerieben. Danach ging der Kolben wieder gut rein.

Alle Lötstellen wurden gesandstrahlt und gut gespült.

Hier sieht man schön den Murks von vor 40 Jahren. An der unzugänglichsten Stelle war der Deckel nicht richtig verzinnt.

Alle Lötstellen wurden mit Verzinnungspaste neu verzinnt und danach wieder eingelötet. Das Löten ist nicht ganz einfach.

·        Nicht zu heiß machen

·        Nicht Flamme und Lötzinn gleichzeitig

·        Immer wieder anwärmen und dann mit Lötzinn testen ob das Zinn schon läuft

·        Zuviel wärme und zu viel Zinn würde nach innen laufen

·        Vorsicht, die dünnen Verbindungsrohre sind auch weich gelötet. Es besteht die Gefahr, das sie undicht werden.

·        Nur optimal verzinnte Lötstellen werden auch dicht

·        Wasserreste stören den Lötvorgang

Wenn es danach so ähnlich aussieht ist es nicht schlecht.

Ventil (Kolben) mit Vaseline einsetzen. Nicht zu tief drücken, sonst würde sofort der O Ring durch das Zuflussrohr verletzt. Hebel wieder anschrauben und dann der Drucktest.

An der Rückflussseite mit dem kurzen Schlauchstück (aus dem Motorraum) und einem Holzstopfen verschließen. Auf der Zuflussseite (Ventilseite) ein Gartenschlauch anschließen und Dichtigkeit testen. Ich musste auch noch zweimal auflöten und nachbessern, bin eben kein Kühlerbauer und die würden wohl kaum an den oxidierten Teilen arbeiten.

Im Winter bin ich bisher selten gefahren, aber die gefühlte Wärme im Innenraum war nicht besonders groß.  Ich hatte mir vorgenommen, die Funktion in der diesjährigen "Schrauberzeit" genauer zu untersuchen. Die Anschlüsse im Motorraum vom Tauscher sind für die üblich vorhandenen Gartenschläuche zu groß. Also mussten zwei Adapter gedreht werden, damit das Ganze während der Testphase auch dicht ist. Man kann auf beiden Seiten den Kühlwasserschlauch auf Wärme prüfen, aber ob das warme Wasser auch durch den Wärmetauscher (in der Lüftung) fließt, eben nicht. 

 

In der Öffnung für das Wärmetauscherventil im Motorraum muss der Ventilhebel ganz nach rechts stehen, wenn im Innenraum die linke untere (rot) Bedienscheibe in Richtung des dicken Pfeilendes steht. Nach dem Anschließen des Wasserschlauchs floss erwartungsgemäß kein Wasser durch den Wärmetauscher. Das Hülsenventil hat oben für den Betätigungshebel einen Vierkant. Der Vierkant lässt sich beliebig verstellen, bevor man den Hebel festschraubt. Natürlich hatte ich mir die Funktion vorher angesehen und entsprechend montiert. Grau ist alle Theorie, der Tauscher hatte keinen Durchgang.  

 

Dann habe ich den Vierkant vom Wärmetauscherventil unter Wasserdruck in Position gedreht und alles wieder montiert. Jetzt wird der Tauscher vom Wasser durchflossen, wenn die Bedienscheibe auf warm steht.

Aktualisiert 24.3.2012 

Aber richtig warm wurde es im Fahrzeug bei Minus 17 (Februar 2012) Grad nicht. Es kam natürlich warme Luft aus dem Gebläsekasten, für kühle Sommertage bestimmt ausreichend, aber bei Minus 17 Grad unzumutbar. Rücken und Po waren warm durch die Sitzheizung und von vorne kalt. Wenn ich auf den Zuführungsschlauch gedrückt habe, gab es immer Luftgeräusche im Schlauch. Also habe ich jetzt durchsichtige Schläuche beschafft und das mal zu beobachten.

 

Es ist wie vermutet, trotz 60 Kilometer forsche Fahrt, Heizung an, es bleibt Luft im Schlauch. Luft im Heizkörper verursacht ja die gleichen Probleme. Der Schlauch muss jetzt schnell wieder zurückgetauscht werden. Der durchsichtige Schlauch verträgt weder die Wärme noch den Druck. Das kurze Stück auf der Rücklaufseite kann eventuell länger zur Beobachtung bleiben, bis ich einen Weg zur Entlüftung gefunden habe.

Aktualisiert 27.3.2012 

Die Lüfternippel (10ner Sechskant Messing) sind angefertigt und eingelötet. Ich habe Messing Halbzeug dafür genommen. Eine Messingschraube mit Maschinenkopf in 6 mm ließe sich sicherlich auch gut verwenden, nur woher aus Messing nehmen? Es lässt sich sicherlich auch einfacher entlüften. Z.B. immer wieder die Heizungsschläuche lösen und Wasser/ Luft entweichen lassen. Mit den Entlüfternippel geht es raffinierter. Die Edelstahl Entlüfterschrauben (4mm) habe ich geschlitzt, damit man zum Entlüften nur bis zum Schlitz die Schraube lösen muss. Die Messingnippel haben ein Außengewinde, damit die Nippel im Heizungsrohr fixiert sind, während der Weichlötung. Das Entlüften ist jetzt problemlos möglich. Nur auf ein Heizungstest bei 15 Grad Minus muss ich jetzt wieder länger warten.........

 

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